Google bestätigt Ausfall des Erdbebenwarnsystems in der Türkei: 10 Millionen Menschen erhielten keine Warnung
Google hat bestätigt, dass sein Android-Erdbebenwarnsystem (Android Earthquake Alerts – AEA) während des verheerenden Erdbebens in der Türkei am 6. Februar 2023 nicht ordnungsgemäß funktionierte. Infolgedessen erhielten etwa 10 Millionen Menschen keine lebenswichtige Warnung, die ihnen etwa 30 Sekunden zur Rettung hätte geben können.
Das AEA-System ist in Android-Geräte integriert und nutzt Smartphone-Beschleunigungssensoren zur Erkennung seismischer Aktivitäten. Bei Erschütterungen werden Standortdaten an Google-Server übermittelt, wo Algorithmen die Daten von Tausenden Geräten analysieren, um Stärke und Epizentrum zu bestimmen. Darauf basierend werden entweder „Take Action“ (Sofort handeln) mit lautem Ton oder das weniger dringende „Be Aware“ (Achtsam sein) ohne Ton versendet.
In der Nacht vom 6. Februar bewertete der Algorithmus die Stärke des ersten Bebens mit Magnitude 7,8 fälschlicherweise als nur 4,5–4,9. Daher wurden weniger dringliche Warnungen verschickt, die viele Nutzer nicht bemerkten. Nur 469 Personen erhielten „Take Action“, etwa 500.000 „Be Aware“. Der Rest erhielt keine Warnung.
Ursprünglich erklärte Google, das System habe „im erwarteten Rahmen“ funktioniert. Nach einer BBC-Untersuchung räumte das Unternehmen jedoch einen schwerwiegenden Fehler ein und entschuldigte sich. Mit dem aktualisierten Algorithmus hätten laut Google bis zu 10 Millionen Menschen gewarnt werden können.
Die Katastrophe forderte über 55.000 Todesopfer und rund 100.000 Verletzte. Experten betonen, dass selbst 30 Sekunden entscheidend sein können – genug Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen.
Nach dem Vorfall wurde das AEA-System überarbeitet. Es ist inzwischen in fast 100 Ländern aktiv und wird laufend weiterentwickelt, um Genauigkeit und Reaktionszeit zu verbessern.
Der Ausfall in der Türkei war die bislang größte Herausforderung für das System und wirft Fragen zur Zuverlässigkeit der Algorithmen bei Naturkatastrophen auf.
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